Erntebericht 2014

oelbaum.org Olivenernte 2015

Liebe Freunde des köstlichen Olivenöls aus Galiläa,

Anfang November sind wir von der Olivenernte zurückgekehrt.
Neben unserer Arbeit als Olivenölproduzenten bedeutet diese alljährliche Reise im Herbst für uns auch immer die Rückkehr in eine Region, die uns einige Jahre Heimat war und sich auch immer noch so anfühlt. Ein Freund sagte lächelnd, dieses ganze Olivenöl-Projekt wäre doch nur ein Vorwand und eine Ausrede, um regelmäßig nach Galiäa reisen zu können...

Am 22. und 23. Oktober fand die Ernte statt, auf einer Plantage zwischen dem arabischen Dorf Abu Snan und dem jüdischen Kibbutz Amka. Es hatte vorher kräftig geregnet, die Früchte waren frisch gewaschen, vom Staub des Sommers befreit, die Luft war ganz klar.
Die Erntearbeiter arbeiten seit 6 Uhr am Morgen. Ganz traditionell schlagen sie mit Stöcken auf die Zweige der Bäume und dann fallen die Oliven auf die ausgebreiteten Netze. In diesem Jahr ist die Ernte unglaublich reichlich, die Bäume sind übervoll mit reifen Früchten. Ein Schlag mit dem Stock und es prasselt nur so hernieder! Noch auf der Plantage werden mit einer Sortiermaschine möglichst viele Blätter zwischen den Oliven herausgeholt. Das ist wichtig für eine gute Ölqualität! Die Früchte werden in große offene Plastikbehälter gefüllt und am Ende des Erntetages, so gegen 15:30 Uhr wird der Tagesertrag in die Ölpresse gebracht.
In dieser Jahreszeit ist die ganze Region von der Olivenernte geprägt. Überall sieht man Menschen ernten, vor allem an den Wochenenden sind es oft ganze Familien. Sie sind sehr stolz auf "ihre" Oliven und machen aus der Ernte ein Fest. Auch in den Olivenpressen wird auf Hochtouren gearbeitet, in manchen 24 Stunden am Tag!

Wir haben in der Presse einen Termin reserviert . Gegen 17 Uhr geht es los - so ist die Zeit zwischen Ernten und Pressen kurz - das ist entscheidend für die gute Qualität!
Aus dem Plastikbehälter werden die Oliven zunächst in einen Trichter gekippt und von dort mit einem Förderband zum Waschen und Aussortieren restlicher Blätter und vertrockneter Früchte. Es folgt das Zerkleinern der Oliven und das Vermischen zu einem Brei. Nächster Schritt: Der Dekanter, er trennt Flüssiges von Festem; dann die Zentrifuge - sie trennt Wasser von Öl.

Und dann fließt es - das erste Olivenöl.
Es ist ein besonderer Moment - für uns, unsere Helfer und auch all die anderen Männer in der Presse. Denn dieses Olivenöl geht nach Deutschland, so erzählt es stolz Abu Wa'el, der für uns erntet, und die anderen sind beeindruckt.

Beim Abfüllen wird gewogen - jeder gelbe Kanister 16kg. Wir nehmen auch gleich eine Probe für das Labor. Denn nur, wenn das Ergebnis des Säurewertes ausreichend gut ist für die Qualität "natives Olivenöl extra", kaufen wir das Olivenöl.
Wir kennzeichen unsere Kanister, damit nichts verwechselt werden kann. 117 Stück wollen wir in diesem Jahr kaufen- dass sind 1872kg - fast zwei Tonnen! Über acht Tonnen Oliven mussten dafür geerntet werden.

Am nächsten Tag haben wir das Testergebnis: 0,53! (0,8 ist das Maximum) Es ist geglückt, wir können das Öl kaufen. Freude und Erleichterung!

Die Arbeit in Galiläa ist damit geschafft.
Nun folgt der Transport nach Birzeit in die Westbank. Dort hat die Olive Branch Foundation Taybeh, mit der wir seit Jahren zusammenarbeiten, ein neues Zentrum eröffnet. Der eine Teil ist die Lager- und Abfüllstation für Olivenöl, der andere ein sehr schöner Laden, in dem lokale palästinensische Produkte verkauft werden. Einige davon, wie z.B. die Friedenslichter-Öllampen, sind auch bei uns in Deutschland erhältlich, weil wir diese Arbeit in Taybeh unterstützen www.taybeh.de.

Es sind nur 150 km von Abu Snan nach Birzeit, aber die Fahrt dauert vier Stunden. Es gibt viele Staus in Israels Zentrum, das Land hat zu viele Autos! Am Chekckpoint können wir einfach durchfahren. Eigenartig ist, dass wir uns nun zwar in Palästina befinden, die Straßen, die wir benutzen aber von Israel zu den israelischen Siedlungen ausgebaut sind. Nur diese Siedlungen tauchen auf den Ausschilderungen auf. Palästina wird hier ignoriert!
Wir kommen aber trotzdem an und werden in Birzeit freundlich empfangen von Nidal und Milad, die hier alles rund um das Olivenöl organisieren. Unsere Kanister werden in einen riesigen Edelstahltank umgefüllt und vor dem Abfüllen in Flaschen und 5l Kanister durch einen modernen Filter von Sedimenten befreit. Dies geschieht in den nächsten Wochen.

Ja, und dann kommt die Schiffsreise nach Deutschland - zunächst zu uns und dann zum Genießen zu Ihnen!